Kreise des "Altruismus"

 

 

Nach Frans de Waal (Der gute Affe, S. 262), bestehen sechs sich ausweitende Kreise der Moralität, die er auch als "schwimmende Pyramide" bezeichnet. Je weiter sich eine Ebene von Stufe 1 befindet, umso weniger fühlen wir uns ihrem Erhalt verpflichtet -- und umgekehrt. De Waal identifiziert diese Kreise wie folgt:

 

A) Von unmittelbarem Interesse

1. Ich

2. Familie, Verwandte

3. Gruppe, Gemeinschaft

B) Von mittelbarem Interesse (unter dem "Wasserspiegel")

4. Stamm, Nation

5. Gesamte Menschheit

6. Alle Lebensformen

 

Ich teile diese Ansicht, sehe den Schwerpunkt im oberen Bereich aber etwas anders. Die Erkenntnisse vom "egoistischen Gen" berücksichtigend, setze ich die Prioritäten folgendermaßen:

 

I.

Eigene Nachkommen

II.

Selbst

III.

Eigene Interessengruppe und andere Familienmitglieder

IV.

Seine Polis oder Nation

V.

Die Menschheit und die Ökologie im Allgemeinen

 

Macht mehr Sinn... Dabei muss man das Wort "Altruismus" mit Vorsicht genießen, denn im evolutionsbiologischen Sinne gibt es das nicht, sondern lediglich den als Altruismus erscheinenden Egoismus des genetischen Codes. Echter Altruismus, wie wir ihn uns gemeinhin vorstellen, wäre einfach nur eine Fehlfunktion des Gens -- kurz: irrational. Der Erhalt der unteren Ebenen ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck der jeweils darüber liegenden.

 

Korrekt heißt das Imperativ für ein Lebewesen also nicht Überlebe sondern Gedeihe. Dazu gehört "Altruismus" gegenüber nachfolgenden Generationen, sobald die eigene Fortpflanzungsfähigkeit zu schwinden beginnt.